Alle Artikel in: Vorträge & Lesungen

Kathrin Weßling: Morgen ist es vorbei

„Morgen ist es vorbei“ – Liebeskummer ade

Ich habe neulich eine wunderbare Geschichte über Kathrin Weßling, Social-Media-Redakteurin aus Hamburg, gelesen. Sie hat nach dem Attentat am Brüsseler Flughafen den Hashtag #AufdieLiebe in Umlauf gebracht. Der Twitter-Gemeinde prostete sie mit einem Glas Vodka zu und schrieb: „Auf die Liebe, sich zuhören, sich & andere respektieren, ehrlich sein, heulen, schreien, auf über alles reden und trinken, auf küssen und Konfetti, auf das Leben und die Freiheit.“ Binnen Kürze prostete die ganze Welt zurück – als Zeichen gegen Hass und Angst. Einfach toll! Doch Kathrin Weßling, die einst zu den Redaktionsköpfen von Mit Vergnügen Hamburg gehörte und heute vor allem für den Spiegel an der Social-Media-Front kämpft, schreibt nicht nur (gelegentlich) über die Liebe, sondern auch den damit verbundene Schmerz. Für diejenigen unter euch, die sich gerne auf literarisch wertvolle Weise mit dem Thema Liebekummer auseinandersetzen möchten, kommt hier ein Buchtipp zum Start in die wärmere Jahreszeit: „Morgen ist es vorbei“, heißt die Kurzgeschichten-Sammlung von Kathrin Weßling. Erschienen im August 2015. Als ich letzten Herbst von Kathrins Weßlings Lesung zu dem Buch aus dem Hamburger …

100 Tage Tibet: Ein heiliges Land ohne Dalai Lama

Der Dalai Lama ist seit jeher eine Persönlichkeit, die Menschen weltweit inspiriert. Aber war euch bewusst, dass das einstige religiöse Oberhaupt der Tibeter seit über 50 Jahren im Exil in Indien lebt? Wer in seiner einstigen Heimat, dem Tibet, auch nur den Namen des Dalai Lamas erwähnt, wandert heute schnurstracks ins Gefängnis. Viele prachtvolle Tempel aus seiner Zeit vegetieren irgendwo verlassen vor sich hin und die intakten Gebetshäuser, die renoviert wurden, sind oftmals nicht mehr als Show. Sie werden in den Stadtgebieten sozusagen für Touristen „bespielt“. Die tibetischen Mönche, die man dort bei ihren Ritualen beobachten kann, werden von der chinesischen Regierung bezahlt. Nur vereinzelt gibt es noch „echte“ Mönche, die dort in ihren weinroten Kutten meditieren und diskutieren. Von Zeit zu Zeit zündet sich sogar einer von ihnen an, um ein Zeichen gegen die Unterdrückung zu setzen. Doch wenig bis gar nichts dringt davon an die internationale Presse, die im Tibet nicht berichten darf. Einer der dennoch hinter die Fassade des von China besetzten Landes geblickt hat, ist York Hovest. Ein nicht unbekannter deutscher …

Pecha Kucha Night: Das Leben, die Liebe und der Schluss

Ich war sehr überrascht, als ich auf Facebook gelesen habe, dass die Pecha Kucha Night Hamburg #10 die letzte in der Hansestadt sein sollte. Diese tolle Veranstaltung, bei der Kreative in je 20 Bildern mal 20 Sekunden erzählen, was oder welches Projekt sie bewegt. Aber irgendetwas hat mir gesagt, dass ich mal abwarten und nicht voreilig irritiert sein sollte. Also habe ich mich mit dem Es-echt-schade-Finden zurück gehalten. „Wir müssen reden Klaus Maria“, sagt Linda Salicka am Donnerstagabend. Es ist nicht ganz klar, wen oder was sie damit meint. Anstatt auf der Uebel&Gefährlich-Bühne den ersten Vortragenden anzukündigen, redet die Veranstalterin einfach selbst und meint es richtig ernst. Sie spricht von Trennung, Körperfülle, Geld und dass es einfach nicht so weiter gehen kann. Jetzt ist klar, es geht um die  Pecha Kucha Night Hamburg, die so leider nicht fortgeführt werden kann. Zu gewaltig ist der Aufwand, zu klein das Budget und ein reines Kommerz-Event soll aus dem netten Story-Telling auch nicht werden. Deshalb hat sich Linda direkt etwas Neues überlegt: OFF THE RECORD soll die neue …

Zum Nachdenken: Pecha Kucha

„Ich suche nicht die, die unbedingt auf der Bühne stehen wollen. Ich suche Menschen, die etwas Besonderes machen, und das sind oft die Schüchternen“, erklärt Linda Salicka all denen, die am Mittwoch zum ersten Mal bei einer Pecha Kucha Night waren. Elf Presenter haben sich in 20 Bildern mal 20 Sekunden, diesmal im Uebel & Gefährlich, vorgestellt. Weniger gemütlich als beim letzten Mal, als ich eine Pecha Kucha Show im Imperial Theater gesehen habe, aber dafür gab’s Platz für mehr Gäste. Wer erst unglücklich über einen Platz in den hinteren Reihen auf Bierbänken war, hat erfreut festgestellt, dass die Inspiriertheit der Vortragenden trotzdem so weit reicht. Diesmal gab es neben netten Geschichten auch einige ernste Themen zum Nachdenken. Insbesondere Nummer 5, 7 und 8: 1) Nach San Francisco ziehen Der erste, der am Mittwoch aus dem Halbdunkeln der Bühne spricht, ist Michael Osei-Ampadu. Lässig erzählt der Fotograf, wie ihm als Norddeutschem die nebelschwangere Luft San Franciscos geschmeckt hat. Eine Stadt, in der Armut und Reichtum nah beieinander liegen, eine künstlerische Metropole, in der jeder alles machen darf und alles sein kann. Warum Michael nicht dort geblieben …

Harter Tobak: Hate Poetry

Es ist wirklich nicht einfach, die Veranstaltung Hate Poetry zusammenzufassen, bei der im Rahmen der Langen Nacht der Zeit „die krassesten Leserbriefe und schlimmsten Drohmails“ vorgetragen wurden. Seit genau einer Woche wabert jetzt die erschreckende Erkenntnis in mir, dass es nicht wenige in Deutschland lebende Menschen mit fremdenfeindlichem Gedankengut gibt. Ok, dass sie existieren, war irgendwie klar, aber am letzten Donnerstag wörtlich zu hören, wie sie sich gegenüber Redakteuren großer deutscher Medien äußern, war doch noch einmal etwas anderes. Nur weil die Schreiberlinge einen anders klingenden Namen und Wurzeln in anderen Kulturkreisen haben, sind sie in ihrem Arbeitsalltag ständig Beleidigungen und Belehrungen ausgesetzt. Vielleicht war ich auch vor allem deshalb so überrascht darüber, weil ich keine Ahnung hatte, dass der Fokus des Hate Poetry Slams auf dem Multikulti-Aspekt liegt, sprich, dass es sich um eine Antirassistische Leseshow handelt. Gebetsgesangartige Klänge tönen am Donnerstagabend durch den stockdunklen Mojo Club, als ich versuche einen Platz auf den Stufen im oberen Geschoss zu finden oder überhaupt erstmal irgendetwas zu sehen. Dass die meisten Gäste stehen müssen, sei nicht so gedacht gewesen, „alle Beschwerden bitte an …

Lange Nacht der Zeit 2015

Lange Nacht der ZEIT am 07.05.

Seit einem Jahr gibt es sie jetzt, die Hamburgseiten in der ZEIT. Das feiert die Schmiede der schönen Worte am nächsten Donnerstag mit einer Langen Nacht. Auf dem Programm stehen interessante Diskussionen und Lesungen an verschiedenen Orten der Stadt. Zum Beispiel tragen die ZEIT-Redakteure Susanne Mayer und Kilian Trotier erotische Kurzgeschichten vor. Beim Hate Poetry wird um die krassesten Leserzuschriften gebattlet und auch beim Bullshit Slam fliegen mit Sicherheit unglaubliche Worte durch den Raum. Die Reportagen aus ZEIT CAMPUS erzählen von „Liebe, Krieg & Credit Points“, während sich Moritz Uslar in 99 Fragen FDP-Frau Katja Suding vorknöpft. Um unfreiwilligen oder freiwilligen Schmerz dreht sich wiederum ein Experten-Talk in der Schön Klinik. Und natürlich dürfen auf einem Event der ZEIT Gespräche über Kunst, die Elbphilharmonie und den Weltfrieden nicht fehlen. Alle Veranstaltungen der Langen Nacht der ZEIT sind kostenlos, ihr findet sie mit Uhrzeiten sowie den jeweiligen Veranstaltungsorten unter http://leserservice.zeit.de/hamburg/veranstaltungen.php. Jetzt noch schnell online für den 07.05. anmelden! Als Erstes war übrigens das Tête à Tête von Giovanni die Lorenzo und Kultpolitiker Helmut Schmidt ausgebucht. Seid ihr eigentlich schon …

FuckUp Night: Richtig schön gescheitert

Manchmal haben wir eine tolle Idee, aber nicht die Zeit, das Know-how oder die Manpower, sie umzusetzen. Und manchmal haben wir das alles nicht und lassen das Projekt trotzdem auf die Welt los. Das kann klappen oder auch grandios scheitern. Bei der FuckUp Night erzählen Unternehmer ganz offen von ihren Misserfolgen. Ich war vorgestern das erste Mal dabei und fand’s ziemlich lustig und lehrreich. An der Glastür im Inneren des MUT! Theaters klebt ein weißer DIN-A-4 Zettel. „Fuckup“ steht darauf mit einem Pfeil, der nach unten zeigt. (War das Absicht oder nur schlechtes Tesa?) In dem kleinen dunklen Raum mit Bar sitzen schon jede Menge junge und jung gebliebene Leute auf Plastikstühlen. „Schlimm, wie die Hipster-Szene verwässert“, sagt ein Gast später in der Raucherpause mit einem Augenzwinkern. Er umreißt damit ganz gut das Klientel an diesem Abend, das aus vielen trendbewussten Start-up-Köpfen besteht. Aber eben auch nicht nur. Collegefriends: Frühes Facebook für Ungarn floppt Zuerst will Andreas Kitzing, auf Twitter @hsvandreas, über sein geschäftliches Scheitern reden. Sein Projekt trug den Namen Collegefriends. Die Domain wäre heute sicher mindestens …

Literaturquiz: Ratespaß für Bücherfans

„Bin ich hier richtig? Das war ja noch nie so voll“, sagt der Mann, der am Dienstagabend vor mir in der Schlange steht. Wir sind im Foyer des Literaturhauses an der Alster, wo an diesem Abend zum zweiten Mal gequizzt wird. Der etwa Mitte 40-Jährige trägt einen blauen Strickpullover, ein weißes Hemd und eine schwarze Brille, die ihn belesen aussehen lässt. Hinter mir unterhalten sich zwei Studentinnen, vielleicht Germanistinnen wie die jungen Frauen aus dem Orgateam. Durch die gläserne Flügeltür sehen wir schon den Saal, in dem zwei große Kronleuchter von der stuckbesetzen Decke funkeln. Jeder Gast muss am Eingang ein farbiges Zettelchen ziehen und wird so zu einem der zehn Tischgruppen zugeteilt. Wer zusammen kommt, darf auch zusammenbleiben, in 10-ner Teams wird um die intellektuelle Ehre gerätselt. Und diesmal haben die studentischen Organisatoren die Richtlinien noch ein wenig verschärft. „Ich begrüße Sie zu dieser spaßigen, wenn auch etwas chaotischen Veranstaltung“, sagt Katharina Schmidt-Brass, die im Duo mit Ronja Lange das Hamburger Literaturquiz moderiert. Das Event lehnt sich übrigens an die Tradition britischer Pub-Quiz-Runden an und ist aus einem …

Sag es kurz: Pecha Kucha Night

Gute (Frauen-)Serien sind die, bei denen man innerhalb einer Folge lachen und weinen muss oder zumindest nachdenklich wird. Und etwa so war es am Mittwoch bei der Pecha Kucha Night Hamburg im Imperialtheater auf der Reeperbahn. Ich bin ganz ehrlich: Als ich auf dem Facebook-Flyer las „Stories in 20 Bildern x 20 Sekunden“, hatte ich keine Ahnung, was mich da erwartet. Latent schwang vielleicht sogar die Empörung darüber mit, dass ich 9 Euro zahlen sollte, dafür, dass mir Leute wahrscheinlich ihr Geschäftsmodell präsentieren. Aber was zunächst klingt wie ein afrikanischer Trommeltanz (gesprochen Petscha Kutscha), war ein interessanter Ausflug in die Köpfe unterschiedlicher Menschen, die alle für ihre Sache brennen. So springt der Funke bereits bei Oliver Bartelds über, der erste Presenter, der 20 x 20 Sekunden Zeit hat, um sich in 20 Powerpoint-Folien vorzustellen. Als Wander- und Reinhold-Messner-Fan beschließt der gebürtige Ostfriese 2012 mit einem Freund die „Höhen“ Deutschlands zu erklimmen. Das heißt, die jeweils größte Erhebung in jedem Bundesland auszumachen. In Bremen gar nicht so einfach, wenn sich die als platte Wiese tarnt. Ein …

13. clubkinder Tagebuchlesung

Stellt euch mal vor, eure Eltern würden eure alten Tagebücher finden und darin einfach mal fröhlich herumstöbern. WIE PEINLICH, dachte ich sofort, nachdem ich am Samstag bei der von den clubkindern veranstalteten Tagebuchlesung war. Ich habe die wertvollen Restbestände, die noch in meinem Heimathaus lagerten, inzwischen in Sicherheit gebracht und bin gespannt nachzulesen, in welchem Schreibstil ich selbst als Heranwachsende meine intimsten Geheimnisse verfasst habe. Die clubkinder, das sind übrigens keine geschäftstüchtigen Teenies, die die ganze Zeit nur Party machen, sondern ein gemeinnütziger Verein, der für den guten Zweck richtig coole Events in Hamburg organisiert. Falls ihr noch nie von der Truppe gehört habt, solltet ihr mal im Internet auf der Website schauen. Eine der erfolgreichsten Veranstaltungs-Reihen ist die, bei der junge Erwachsene private Notizen aus ihrer Kindheit vorlesen, also wie bei einem Diary Slam bloß ohne Konkurrenz-Gedanken. An diesem Wochenende ging das Format bereits in die 13. Runde. Als Location hielt wieder das ehrwürdige Gruenspan her, das alte Theaterhaus mit den wunderschönen Säulen. Die Schlange vor der Tür des Gebäudes war ungelogen ungefähr genauso …